Einen Tag zuvor…
Morgen ist unsere Hochzeit: „Morgen werde ich zur Frau eines ausländischen Bürgers. Wir werden eine Familie gründen und gemeinsame Zukunft gestalten. Oh Gott, bin ich so was von aufgeregt“! Ich konnte nicht glauben, dass dieses Ereignis, das unser Leben völlig verändern würde, endlich eintreten würdet. Meine Knie fangen an zu zittern, wenn ich darüber nachgedacht habe. Björn war zwischen zwei Ländern hin und her gerissen, deshalb war es nicht so einfach alle Hochzeitsvorbereitungen zu erledigen. Aber mit Gottes Hilfe haben wir alles rechtzeitig geschafft. Ich drehte und wiederholte die letzten Schritte und Vorbereitungen vor der Hochzeit in meinem Kopf. „Also, zuerst – die Kleidung für die Kinder und den Björn habe ich gebügelt und hierher hingelegt. Er muss die Kinder anziehen und sie und sich Schick machen. Man muss es ihm noch zeigen und alles erklären. Zweitens – packe ich alles, was meine Friseurin für meine Frisur braucht, in eine separate Tasche – Kopfschmuck, Haarspangen und so weiter. Ich habe einen vertrauten Friseur zu meiner Mutter nach Hause eingeladen. Der Termin steht fest, also werde ich drei Stunden bevor es alles beginnt zu ihr gehen. Björn und die Kinder werden zur festgesetzten Zeit kommen. Ja, wir müssen morgen alle früh aufstehen. Es wird ein langer und aufregender Tag für uns alle sein. Ich denke, egal wie sehr ich mich bemühe zur Ruhe zu kommen, werde ich nicht schlafen können. Okay, das wichtigste ist, nichts zu vergessen und natürlich nicht zu verschlafen. Ich hoffe, dass es morgen keine unerwarteten Überraschungen gibt“.
Wykup der Braut (zu deutsch – Brautkauf oder Freikauf или выкуп невесты).
Diese so gewünschte von uns beiden und lang erwartete Hochzeit findet in meiner Heimatstadt statt. Sie wird in Übereinstimmung mit allen russischen Traditionen abgehalten. Wir haben eine sehr lustige Tamada gefunden, die für den Unterhaltungsteil der Hochzeit verantwortlich ist. Sie hat uns nicht verraten, was alles auf uns erwartet, aber ich war davon überzeugt, dass unsere Feier mit ihrer Hilfe sehr unterhaltsam sein wird. Also, es wird eine echte russische Hochzeit gefeiert! Von meiner Seite (Seite der Braut) habe ich alle meine Verwandten und Freunde eingeladen (das ist doch klar, weil sie fast alle aus meiner Stadt kommen). Von der Seite des Bräutigams war niemand da. Für Gäste aus Deutschland war es nicht so einfach, nach Russland zu kommen – Botschaft, Dokumente, Visum und so weiter. Dies bedeutete, dass mein zukünftige Ehemann (wie der einzige Deutsche) im Kreis der Russen sein würde, die kein einziges deutsches Wort verstehen! Eine Herausforderung stand ihm bevor! Wir haben noch eine Dolmetscherin für die Standesamtszeremonie engagiert (es war auch sehr schwierig, jemanden zu finden, der Deutsch spricht). Auf der Hochzeitsfeier werde ich die einzige, die mit ihm kommunizieren konnte. Er tat mir sehr leid. Auch er möchte sich mit den Leuten unterhalten, Spaß haben und sich bei seiner Hochzeit vollkommen entspannen. Aber, nach seiner leichten Art war ich mir sicher, dass er mit allen Gästen eine gemeinsame Sprache finden würde. Ich werde ihn natürlich in allem unterstützen und versuchen ihn nicht alleine zu lassen. Am Ende ist dies unser Fest unserer Liebe und unseres Glücks! Nach allem, was wir zusammen überwunden haben, wird uns nichts mehr anderes verängstigen. Wir werden unsere Hochzeit in vollen Zügen genießen. Morgen wird unser glücklichster Tag sein. Ach, mein Schatz ich liebe dich. Ich möchte sehr deine Frau werden und mit dir Hand in Hand ein Leben lang gehen.
Meine Frisur saß. Ich zog mein bezauberndes rotes Hochzeitskleid an. Nach unseren Traditionen habe ich mich bewusst für ein rotes Kleid entschieden, weil dies meine zweite Ehe war. Meine Hochzeitsrobe war wunderschön – ich mochte es sehr. Es war mit 3-D Blumen bestickt, mit Glitzern bestreut – das Kleid war mit zahlreichen kleinen Details geschmückt. Es war mein absolutes Traumkleid! Ich fand und fühlte mich sehr schön und war bereit meinen Geliebten zu treffen.

Ich wartete mit meiner Mama darauf, dass mein Bräutigam mich aus dem Haus meiner Eltern holte. Mama bereitete kleine Leckereien für den Empfang ihres zukünftigen Schwiegersohnes vor – er sollte nicht auf nüchternen Magen heiraten und nach all den Aufgaben für das Freikauf der Braut brauchte er die Kraft für die bevorstehende Hochzeit. Ich war voll aufgeregt und ich hatte sogar Luftprobleme beim Atmen bekommen. Ich rannte vom Fenster zur Tür und lauschte den Geräuschen und Schritten, die von dort kamen. Endlich sah ich das festlich geschmückte Auto meines Bruders Gleb vorfahren. „Mama, sie sind da. Jetzt geht es los!“ – fast schreiend ruf ich es ihr. Dann hörte ich Schritte, Musik, Lachen und die Stimme unserer Tamada am Eingang des Hauses. „Du schaffst es. Du wirst schon verstehen, was sie von dir wollen mein Schatz. Du kannst ein bisschen Russisch reden und du muss dich jetzt anstrengen und an deinem Bestand der russischen Sprache erinnern mein Schatz. Komm schnell und hol mich ab. Ich drücke dir die Daumen.“ – sehr besorgt dachte ich. Er war in diesem Moment allein und ohne die Sprache zu kennen unter den Verwandten und Freunden. Er hatte keine andere Wahl, als zu improvisieren und Körpersprache und Mimik zu verwenden. „Es ist jetzt nicht einfach für ihn, aber er will, dass du seine Frau wirst. Also muss er durch. Die Hauptsache ist, dass er nicht wegläuft!“, sagte Mama lachend.
Nach russischem Hochzeitsbrauch wird die Braut vom Bräutigam vor der Trauung frei gekauft (Wykup). In dem, dass der zukünftige Mann der Braut verschiedene Aufgaben von Tamada erfüllen muss. Wenn er diese Anforderungen nicht lösen kann oder eine Frage nicht beantworten kann, muss er Geld für seine Ungewissheit bezahlen – um so mehr, um so besser. Wenn der Bräutigam alle Hindernisse überwindet und die Braut abholt, dürfen sie ins Standesamt weiterfahren. Bei dem Wykup sind die Freunde und Familienmitglieder anwesend, die versuchen mit allen Mitteln dem armen Bräutigam zu helfen. Der Brautkauf verläuft immer sehr lustig – mit Witzen, Lidern, Lachen und viele Unterhaltung.

Björn musste Fragen zu meinem Charakter und den Gewohnheiten beantworten. Für jede richtige Antwort oder abgeschlossene Aufgabe könnte er einen Schritt auf der Treppe zu der Wohnung höher steigen. Danach suchte er nach dem Schlüssel zu meinem Herzen und zu der Wohnung. Schließlich schaffte er bis zur geschätzten Tür und konnte sie mit dem erlösten Schlüssel öffnen. „Hurra, Hurra endlich mein Geliebter ist da!“ – freute ich mich sehr.
Er öffnete diese letzte Behinderung, die uns trennte und ich stand strahlend auf der anderen Seite vor ihm. Björn sah völlig durcheinander und er hatte ein rotes Gesicht, aber freudestrahlend und glücklich aus. Mit all meine Liebe und Sehnsucht umarmte und küsste ich ihn: „Du hast es so was von verdient. Hast du alles Prima gemacht mein Lieber!“ Björn fragte lachend: „Warum hat mir niemand verraten, was alles auf mich zu kommt? Aber, es ist alles gut, hat es mir Spaß gemacht“. Ab jetzt gehöre ich nur ihm und er kann mich von den Eltern abholen. Nichts steht uns mehr in Wege!
Die gesamte Gemeinschaft des Bräutigams folgte ihm hinein. Für jeden gab es ein Glas Sekt und etwas zu essen. Nach ortodoxischem Brauch segnete uns meine Mama (mein Papa war nicht mehr mit uns) als zukünftiges Ehepaar und gab uns Abschiedsworte von den Eltern an den Bräutigam ihrer Tochter. Es war sehr berührend – unsere Augen sind feucht geworden und wir haben uns fest umarmt. Björn versprach ihr, egal was passieren würde, immer ein guter Ehemann für mich und fürsorglicher Vater für meine beiden Söhne sein. Nach diesen sehr bewegenden Worten gingen wir alle nach Draußen und fuhren zur unseren Eheschließung – zum Standesamt. Wir waren mit der Zeit schon sehr knapp: „Gleb, wir müssen uns beeilen. Ich will unbedingt und auf jeden Fall noch heute seine Frau werden!“- sagte ich zu meinem Bruder, der gleichzeitig unser Hochzeitsfahrer war.
Ja, ich will.
Wir standen voll aufgewühlt im Standesamt vor einer geschlossenen Tür, die zum Festsaal führte und warteten auf eine Einladung. Plötzlich schwang diese große Tür auf und eine lächelnde Standesamtsbeamtin kam zu uns und zeigte mit ihrer Hand, dass wir eintreten dürfen. Musik ertönte, alle erhoben sich von ihren Plätzen und wir traten feierlich dort ein, um unser Familienglück gesetzlich zu sichern. Von diesem Moment an habe ich niemanden mehr gesehen – ich war in einem schönem Traum. Ich konnte nur die Wärme seiner Hände und seine starke Schulter spüren, die mir Kraft gab. Wir hielten in der Mitte des Raumes vor einer strahlenden, schöngekleideten Frau an. Sie fing an zu sprechen.

Sie sprach über die Bedeutung von Liebe, Verständnis und Vertrauen in der Ehe; über die Gründung einer neuen Familie; über Kinder und alle Werte im Leben, die wichtig sind, um eine glückliche Familie zu schaffen. Sie drückte sich sehr einfühlsam aus und diese Worte nahmen mich sehr mit. Ich fühlte Tränen in meinen Augen und drückte seine Hand noch fester. „Ja, nur das wünsche ich mir von ganzem Herzen. Ich möchte endlich eine liebevolle Familie mit diesem Mann gründen und geliebt von ihm werden und alle Schwierigkeiten des Lebens mit ihm teilen. Ich will nicht mehr alleine durchs Leben gehen – Nein!“ – sehr aufgeregt dachte ich. Und dann kam dieser lang ersehnte und entscheidende Moment.
Die Mitarbeiterin des Standesamtes stellte uns die Frage alle Fragen. Ich sah ihm in die Augen und sah dort Liebe und Zustimmung, um unser Leben zu verbinden. „Ja, ich will!“- völlig unbezweifelbar, sagte ich. „Ja, ich will!“- gewiss und freilich antwortete er. Danach tauschten wir Eheringe mit zitternden Händen aus. Es folgte ein glücklichen, verheirateten Kuss.

In diesen wichtigen Minuten gingen mir viele Gedanken durch den Kopf und ich war hundertprozentig davon überzeugt, dass er meine zweite Hälfte ist und wir für einander geschafft wurden. Wir haben eine magische Anziehungskraft aufeinander – wir können nicht ohne einander leben. Wir denken sogar das gleiche. Bevor wir uns kennenlernten, sah ich ihn in einem Traum. Ich träumte, dass er im Flugzeug saß. Mein Traum zeigte mir genau sein Aussehen. Als ich ihn zum ersten Mal sah, dachte ich sofort, dass er mir vertraut war. Das ist ein Schicksal und es zeigte mir meinen Geliebten. Nach vielen Jahren und bei jedem der Ehe hinter den Schultern fanden wir den Weg zueinander. Und jetzt ist dieser Traum wahr geworden. Wir gehören für immer zueinander. Heute haben wir unsere Herzen verbunden und gemeinsame Liebe gekrönt und ab jetzt an beginnt eine neue Phase in unserem Leben. Das Gefühl der Freude und des Glücks überwältigte uns!
Glückstrahlend liefen wir in die frische Luft. Als Symbol für Liebe und Wohlstand haben wir die Tauben in den Himmel entlassen. Leichtigkeitsgefühl und unermesslicher Freude verlaste uns nicht die ganze Zeit. So, jetzt ist Zeit nach Hause zu fahren und richtig feiern!

Auf dem Rückweg sollten wir noch einen Brauch ausführen. Mein neungebackener Ehemann musste mich über sieben Brücken in seinen Armen tragen. Dies bedeutete, dass er mich unterstützen und in allen Sorgen und Leiden bei mir bleiben würde. Dieses Ritual war sehr unterhaltsam und begleitete es von Lachen und Fröhlichkeit. Wir fuhren alle nahe gelegenen Dörfer und Flüsse auf der Suche nach Brücken ab. Die Männer zwischendurch tranken Wodka, um sich aufzumuntern. Die Brücken, die wir fanden, waren unterschiedlich – lang und kurz. Mein Schatz war schon aus der Puste, als er mich über die letzte lange Brücke trug. Und ich, in seinen Armen, habe es genossen. Er hatte es gut geleistet. Wir haben diese Tradition erfolgreich umgesetzt und jetzt steht unserem Fest nichts mehr im Wege.
„Gorko!“ (zu deutsch bitter или Горько!)
Karawai. (каравай)
Freudestrahlend stiegen wir aus dem Auto vor der Hochzeitslocation. Alle unsere Gäste standen vor ihr, die sich auf unseren Ankunft sehr freuten. Am Eingang sah ich meine Mama und in ihren Armen hielt sie feierlich Karawai mit Salz auf bestickten Handtüchern.

Karawai – das ist ein festliches Brot, das von den Eltern selbst gebacken wird. Es wird auf einem weißen, bestickten Handtuch, dem Ruschnik, serviert. Der Karawai steht symbolisch für Wohlstand und Glück. Der Ruschnik symbolisiert den Segen den Eltern für die Beziehung und Treue.
Wir gingen auf die Mutti zu und wir müssten ein Stück des Brotes, ohne Einsatz der Hände, abbeißen. Vor dem Abbeißen wird eine Prise Salz über das Brot gestreut. Nach diesem Brauch – wer das größere Stück abbeißt, soll in der Ehe das Sagen haben. Die Gäste haben uns angefeuert. Ich bemühte mich sehr, ein größeres Stück vom Karawai zu bekommen. Björn hat auch sein Bestes gegeben. Am Ende hatten wir einen Gleichstand. Die abgebissenen Brotstücke waren fast die gleichen und wir waren sehr zufrieden damit. Wir küssten uns und gingen zum Eingang des Restaurants. Wir liefen durch einen grünen Korridor, der von den Hochzeitsgästen und aus Birkenzweigen geschaffen wurde. Alle überschütteten uns freudig mit Reis. Es war sehr schön! Wir waren von der Glückseligkeit und Freude erfüllt.
Als wir den festlich geschmückten Saal betraten, wurden uns die Geschenke überreicht. Alle umarmten uns herzlich und sprachen die besten Wünsche für das zukünftige gemeinsame Leben. Dann wurden alle von der Tamada zum Tisch eingeladen. Nach einem langen und aufregenden Tag waren wir und unsere Gäste sehr hungrig. Am Tisch und während des Essen riefen die Gäste mehrmals „Gorko“ (zu Deutsch – bitter). Sie haben das Wort so lange gerufen bis wir aufgestanden sind und uns küssten. Wir müssten uns möglichst lange küssen und unsere Freunde zählten mit (odin, dwa tri und so weiter) – wie lange dauert es der Kuss. Dies bedeutet, dass das Brautpaar durch seine Küsse bittere Jahre vom Leben abziehen kann. Wenn der Kuss zehn Sekunden dauert, sind das zehn bittere Jahre weniger für das Frischverheirateten. Wir waren sehr fleißig beim Küssen und erfüllten voll den Wunsch der Gäste. Natürlich war es auch nicht ohne Wodka. Nach jedem Kuss oder Spruch und im Allgemeinen wurde reichlich Wodka getrunken! So sollte es sein! Ohne dieses Nationalgetränk findet keine gute Feier statt. Also, Prost – auf das glückliche Brautpaar!
Wo ist der Brautschuh?
Nach der Hochzeitssuppe und dem leckeren Essen kam Tamada diskret auf mich zu und nahm, ohne etwas zu sagen, meinen Schuh vom Fuß ab und packte ihn mit. Ich machte große Augen und folgte sie mit denen. Sie legte ihren Finger auf ihre Lippen und sagte leise: „Tsch, Tsch“. Björn bemerkte nichts. Ich zeigte nicht, dass ich keinen Schuh mehr an hatte und versteckte meinen Fuß. Im Laufe der Zeit kündigte die Tamada an, dass der Brautschuh geklaut wurde. Um dies zu beweisen, ging ich in die Mitte und demonstrierte meinen Fuß. Tja, und was jetzt – ich kann doch nicht den ganzen Abend ohne ihn laufen? Plötzlich holte die Tamada meinen vermissten Schuh aus ihrer Tasche. Ja, es gibt nur einen Weg ihn zurückzubekommen und die Braut vor der Erkältung zu retten. Mein Schuh wurde ganz witzig versteigert. Im Anschluss müssten die Hochzeitsgäste den Brautschuh freikaufen – als zusätzlich finanzielle Unterstützung für die Frischvermählten. Hurra, mein Schuh ist wieder da und unsere erste Familienkasse mit der Hilfe dieser Tradition noch dicker geworden ist.

Spielchen und Hochzeitstorte.
Mit guter Laune und positiver Einstellung aufgeladen, stürzte sich die ganze Hochzeitsgesellschaft in lustige Spiele von Tamada. Es herrschte sehr vertrauliche und ausgelassene Atmosphäre. Alle Gäste von klein bis groß nahmen an dem vorgeschlagenen Programm teil. Es gab zahlreiche unterschiedliche und amüsante Spiele: Tischspiele wie Quizshow, Musik- und- Lieder Erkennung und weiter singen, Trinkspiele; witzige Bewegungsspiele wie Ballontanz, Erkennungsspiel und so weiter. Von einem Spiel möchte ich besonders berichten, denn es sich in seiner belustigenden Unterhaltung von den anderen rausstach. Alle Ankömmlinge stellten sich in den Kreis. Natürlich wollten fast alle Eingeladenen an dieser Show teilnehmen und sie bildeten zwei oder drei große Kreise. Ich und Björn beobachteten das alles von der Seite. Nur ein Stuhl wurde in die Mitte gestellt. Mit der Musik sollten allen tanzend im Kreis laufen bis sie aufhört. Nach einer unerwarteten Unterbrechung der Musik sollten die Spieler versuchen, sich schnell wie möglich auf den geschätzten Stuhl zu setzen. Diejenigen, die nicht geschafft haben ein Platz zu bekommen, mussten das Geld oder einen Teil von ihrer Garderobe der Tamada geben um weiter im Spiel zu bleiben. Unter einem gewissen Grad an Alkohol und einer Ladung fröhlicher Stimmung waren alle Teilnehmer bereit das Spiel zu beginnen. Beim Anhalten der Musik, eilten sich alle, dabei fielen zum Boden und stolperten über einander zu der Mitte. Es war sehr drollig und humorig. Alle lachten sehr laut darüber und ermutigten die übrigen. Zu beginn des Spiels zahlten die verbleibenden Spieler das Geld. Bei der folgenden Runden kamen zur Sache Krawatten, Jacken, Socken, BH, Haarschmuck und alles Mögliche, was noch übrig war. Am Ende dieser Unterhaltung bildete sich ein Berg von Kleidern und alle Spielenden suchten ihre Sachen darin. Natürlich wurde auch ein glücklicher Gewinner geehrt und sein Preis war ein Tanz mit der Braut. Dann bemerkte ich, dass ein Teilnehmer dieses witziges Spiel die ganze Zeit nach etwas auf dem Boden suchte. Ich fragte ihn, ob ihm was fehlte und er antwortete, dass sein Gebiss irgendwie verloren gegangen und er findet es nicht mehr. Niemand wollte ihn in Stich lassen und am Ende alle suchten spaßhaften nach seinen fehlenden Zähnen. Aber er verschwand spurlos irgendwo. Der ehemaliger Spieler war nicht böse darauf – er sagte, dass er selbst für diesen Verlust verantwortlich sei. Sein verlorenes und nicht gefundenes Gebiss war noch lange ein Thema der Unterhaltung und des Lachens. Ich lachte auch bis mir der Bach weh getan hat.
Als sich alle von der vergnügten Unterhaltung beruhigt hatten, rollte feierlich die Tamada ein Wagen mit der Hochzeitstorte in die Mitte des Saals. Die Torte war groß und wunderschön. Sie war mit funkelnden Kerzen geschmückt. Wir wurden zu ihr eingeladen und mussten die Torte anschneiden. Wir haben diese Aufgabe hervorragend gemeistert und jeder Gast hat von uns ein Stück von diesem köstlichen Kuchen erhalten. Mmm, es war lecker!

Tanz des Brautpaares.
Während ich die sahnige und cremige Torte verzehrte, war ich so in ein Gespräch mit meiner Familie vertieft, dass nicht bemerkte, was da auf der Tanzfläche geschah. Plötzlich gingen Lichter aus und die Musik hörte auf zu spielen. Ich hob meine Augen und sah mich um und von dem, was ich dort sah, fing mein Herz noch stärke an zu schlagen und ich bekam die Gänsehaut. Ich erblickte in der Mitte der Tanzfläche ein großes Herz aus brennenden Kerzen und unsere Gäste standen auch mit Kerzen in den Händen darum herum. Der Anblick war wunderschön! Wir wurden ansehnlich zu unserem Hochzeitstanz in dieses romantische Herz eingeladen. Es hat mich sehr bewegt und Tränen traten wieder in die Augen. Ich sah in die Augen meiner Geliebten und sah auch dort nahstehende Tränen. Bezaubernde Musik klang, aber diesmal nur für uns. Wir umarmten uns zärtlich, neigten unsere Köpfe zueinander und tauchten in diesen faszinierenden und magischen Tanz ein, der nur uns gehörte. Um uns herum hat sich eine unvergessliche gefühligsvolle Atmosphäre gebildet. Der Schlag seines Herzens spiegelte sich in meinem wider und ich fühlte mit allen meinen Sinnen seine Liebe zu mir. Wir haben diesen gefühlsseligen Moment bis zum letzten Takt der Musik schwärmerisch genossen. Die Musik verstummte und wir standen noch eine Weile zusammengekehrt da. Wir wollten nicht glauben, dass dieser wundervolle Tanz so schnell endete. Die Tamada kam leise zu uns und brachte uns aus diesem charmanten Traum zurück in die Realität. Sie kündigte an, dass die Tanzfläche für alle geöffnet ist. Fröhliche Musik spielte und der Spaß ging weiter. Wir liefen zu unseren Plätzen, denn wir noch nicht vollständig mit unseren Gedanken da waren. Dieser magische Tanz und diese Gefühle, die ich damit erlebt habe, werden mir noch lange in der Erinnerung bleiben.

Wo ist die Braut?
Der Spaß lief in vollem Gange. Der Stimmung war Bombe. Die Musik donnerte und alle tanzten. Mitten in vollen Plausch näherte sich Tamada mir unmerklich und nahm meine Hand und zog mit ihr. Ich fragte erstaunt: „Warum, wohin, was ist Los?“. Sie sagte: „Wir verstecken dich jetzt von deinem Bräutigam. Du solltest ruhig in diesem Versteck sitzen und nicht von dort weggehen, bis ich dich abhole. Du wirst sehen, es wird sehr witzig werden“. Sie brachte mich in ein anderes Zimmer, so, dass Björn es nicht bemerkte. Ich weiß nicht, was dort passiert ist. Ich hörte nur laute Stimmen, lustiges lachen und Musik, die ab und zu an und aus ging. Danach, als ich wieder zurück war, erzählte mir den Björn alles darüber, wie dieser Brauch geschah.
Er berichtete: Als du plötzlich verschwand, begann zwischen der Hochzeitsgesellschaft eine Aufregung. Alle kamen auf mich zu und wollten was von mir. Ich hatte keine Ahnung und verstand kein Wort, was ich machen sollte. Dann kam mir ,Gott sei Dank, dein Bruder zu Hilfe. Mit den Füßen, Händen und Mimik erklärte er mir, dass ich dich finden und zurückholen soll. Dazu musste ich für jeden Schritt und für jede geöffnete Tür auf dem Weg zu dir verschiedene Aufgaben erledigen. Meine Hochzeitsfreunde sollten mir in jeder Hinsicht helfen. Es war furchtbar und ich fühlte mich wie ein Clown, weil ich die Sprache nicht verstand, aber es war sehr unterhaltsam. Ich musste auf einem Stuhl tanzen und mich irgendwie auf Stühlen in deine Richtung bewegen. Von der Tamada gebaute Hindernisse bewältigen. Irgendwas singen und auf die gestellte Fragen beantworten. Ich sollte alles kennen und können. Es war wie eine Bereitschaft Prüfung für das Familienleben. Oho, ho, es war nicht einfach und anstrengt.
Als er die Tür zu meinem Zimmer öffnete, Schweiß lief ihm herunter. Alle Gäste jubelten und schreiten hinter seinem Rücken. Sie waren mit seinem Ergebnis zufrieden. „Hat er Prima gemacht. Er ist ein richtiger Mann. Er wird dir Schwester im Leben eine gute Unterstützung sein. Er kennt alles und er weiß, wie es geht!“ – begeistert sagte mein Bruder. Ich umarmte ihn mit Mitgefühl und Trost und sagte: „Du hast alles geschafft. Es wird nicht mehr was besonderes geben. Du kannst dich jetzt entspannen mein Schatz“. „Björn, du bist einen von uns. Du muss mit allen jetzt nach Bruderschaft trinken!“ – riefen die Männer lebhaft zu ihm.
Brautstraußwurf.
Nachdem sich alles ein wenig beruhigt hatte und die Leute fangen wieder an zu tanzen, rief mich Tamada an, um meinen Hochzeitsstrauß zu werfen. Alle unverheirateten Frauen stellten sich hinter meinem Rücken auf und waren bereit, den begehrten Strauß zu besitzen. Die Freunde von diesen Frauen schlossen die Augen mit der Hand und beteten zu Gott, dass seine Freundin die Blumen nicht fangen würde. Es war sehr lustig, es von der Seite zu betrachten. Alle begannen laut zu zählen, meine Freundinnen fingen sich gegenseitig an zu schubsen, in der Hoffnung in der ersten Reihe zu gelangen und ich tat diese Aktion. Hinter meinem Rücken hörte ich Frauen kreischen, noch jemand fiel zu Boden und ein weiterer lauter und freudiger Schrei: „Ja, Ja – ich habe ihn! Hurra, Hurra!“. Meine Freundin war sehr glücklich, dass sie den Wettbewerb gewonnen hat und ist jetzt die Besitzerin meines Hochzeitsstraußes. Ein Paar Jahre nach unserer Hochzeit besuchte ich sie und war überrascht, dass sie immer noch meinen Blumenstrauß behält. Aber aus irgendeinem Grund heiratete sie nicht?!

Hinter unseren Schultern lag ein sehr ereignisreicher Tag voller Eindrücke und positiver Emotionen. Wir waren sehr müde, aber voll glücklich. Einige der Gäste gingen bereits nach Hause. Wir haben auch entschlossen, dass für heute genug ist und es Zeit für uns ist, uns von unseren Gästen zu verabschieden. Viele blieben noch dort und feierten bis zum Sonnenaufgang.
Hochzeitsfortsetzung folgt!
Eine echte russische Hochzeit dauert zwei Tage. Am nächsten Tag Nachmittags trafen wir uns wieder in entspannter Atmosphäre am See. Jeder hatte die Möglichkeit, sich auszuruhen, sich von gestriger Feier zu erholen und Kraft zu gewinnen. Nicht alle Gäste von gestern kamen, aber es gab immer noch genug Leute, um unsere Hochzeit weiter zu jubeln. Sogar meine Großmutter kam, die sich gestern nicht so gut fühlte. Wir machten Schaschlik, führten angenehme Gespräche und erinnerten uns mit dem Lachen, alles, was gestern bei der Hochzeit geschah war. Die gute Laune und Stimmung stieg bei allen rasenschnell. Nach einer Weile ertönte fröhliche Musik, Wodka floss in die Gläser und der Spaß lief auf Hochtouren. Meine Großmutter munterte auch auf und zeigte uns allen einen Trick, von dem wir alle sehr erstaunt waren, dass sie dies in ihrem Alter noch tun konnte. Sie hat sich in einem Spagat auf den Boden hingesetzt und stellte vor sich ein Glas Wodka. Dann beugte sie sich tief zum Glas, ohne die Hilfe ihren Hände, nahm das Gläschen in den Mund und trank den Wodka bis zum letzten Tropfen. „Oooo“ – sagten alle! Oma erhielt einen langen Applaus von allen. „Na, versucht ihr nachzumachen, ihr Jugendliche!“ – sagte sie triumphierend. Und es ging los! Jeder nach dem anderen versuchte sein Können und seine Flexibilität in einer so ungewöhnlichen Art auszuprobieren. Einige machten es ausgezeichnet und die andere schüttelten den Wodka beim Aufheben des Glases ins Gesicht aus. Es war ein sehr lustiger Anblick und verursachte viel Lachen und Witze. Nach dieser Unterhaltung gingen alle beschwingt zum Tanzen. Es wurden Lieder gesungen. Männer spielten noch Fußball. Wir hatten ein riesen Spaß und amüsierten uns bis tief in die Nacht.
Aber irgendwann geht es alles zu Ende. Am Ende dieses zweiten Hochzeitstags erhielten wir von unseren lieben Gästen viele herzliche Wünsche und Abschiedsworte für das bevorstehende Familienleben. Ach, es war so schön und hatte sich so gut angefühlt!
Epilog.
Unsere Hochzeit flog vorbei, sang und tanzte wie ein wunderbarer Moment und wie in einem wundervollen Traum. Wir hatten die schönste und lustigste Hochzeit aller Zeiten. Sie war voller Bräuche und Traditionen, Spiele, Witze und Tänze. Bei unserer Hochzeit langweilte sich niemand und niemand fühlte sich einsam. Alle Gäste wurden herzlich empfangen und leicht in die Gesellschaft integriert. Bis jetzt, nach mehr als zehn Jahren, erinnern sich die Menschen in meiner Heimatstadt, an als die witzigste und herzlichste Hochzeit.

Unser Weg zu diesem glücklichen Ende war dornig und mit großen Steinen verschachtelt. Wir stolperten über menschliches Missverständnis und Neid, über einen endlosen Strom von Dokumenten und Stempel, über Tausende von Kilometern, die uns trennten. Aber wir haben die Hoffnung nicht verloren, wir standen auf, überwundenen alle hohen Mauern und gingen weiter. Wir haben trotz aller höchsten Hindernisse um unsere Liebe gekämpft. Das einzige, was wir wollten und uns so sehr danach sehnten – zusammen zu sein, egal was passiert. Mit unserer Hochzeit feierten wir unsere Liebe und ihre Siege über die Dunkelheit, die die Liebe verschlingen wollte. Unsere Herzen jetzt für immer vereint und keine mächtige Kraft auf dieser Welt kann uns mehr trennen.
27. Oktober 2020 um 20:50
Eine sehr schöne und unterhaltsame Geschichte! 😁👍🏼
27. Oktober 2020 um 20:55
Es freut mich sehr, wenn es dir gefallen hat. 😉😀🌼